Die Mistel gilt fälschlicherweise als Halbparasit, lebt aber mit Bäumen in Symbiose, verlängert das Leben ihres Wirtes und bietet auch dem Menschen Gesundheitsbenefits …
Baumgast mit langer Medizingeschichte
Misteln wachsen besonders gerne auf Laubbäumen – Apfel, Pappel, Weißdorn, Ahorn, Linde, Walnuss und Robinie – sowie auf Tannen. Sie bevorzugen die Nähe zum Menschen und besiedeln daher Bäume, die der Mensch gepflanzt hat oder in seinem Siedlungsgebiet wachsen; im freien Wald ist die Mistel eher selten zu finden. Die therapeutische Anwendung der Mistel hat eine lange Geschichte aufzuweisen, wird sie doch seit mindestens 2.500 Jahren arzneilich genutzt.
Ein ganz besonderes Gewächs
Die Mistel weist zahlreiche Besonderheiten auf, welche die Alten als Gesundheitswirkungen ausgedeutet haben:
- Misteln wachsen gegen den Jahreslauf, blühen im Winter und bilden 9 Monate später Früchte aus. Aus dieser Signatur folgerte man, dass Misteln bei Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, Störungen des Wach-Schlaf-Rhythmus, aber auch wiederkehrenden Anfallsleiden wie Epilepsie, Krämpfen, Migräne etc. wirksam sind.
- Misteln bieten eine eigentümliche Kugelgestalt aus und haben farblose Scheinfrüchte, bei denen der Embryo in eine schleimig-klebrige Masse eingebettet ist. Aus dieser Signatur schloss man, Mistel bewähren sich, wo Knoten im Körper auftreten – also etwa bei einem Tumorgeschehen, bei Zysten, Myomen und Endometriose.
- Misteln haben eine positive Wirkung auf den Säftedruck im Baum, woraus man ableitete, Misteln seien ein Therapeutikum bei Bluthochdruck, Gefäßleiden, Kopfschmerzen und Schwindel infolge einer Stauung der Kopflymphe.
- Die TEM bestimmte die Mistel als warm-feucht und damit als ein Mittel gegen kalt-trockene, melancholische Zustände, mit einer besonderen Affinität zum Milz-Funktionskreis und zum Immunsystem.
Derartige Wirkungen sind vor dem Hintergrund der Inhaltsstoffe durchaus plausibel – Proteine wie Lektine und Viscotoxine; Flavonoide, Phenylpropane, Lignane etc. – und konnten teilweise schon in Studien abgebildet werden. Natürlich wird die Zusammensetzung der Wirkstoffe stark durch den Wirtsbaum geprägt; am verträglichsten scheint die Apfel-Mistel zu sein.
Ernte und Galenik
Misteln sollten in den Wintermonaten von November bis Februar geerntet werden. Man kann das Kraut als Tinktur und Gemmomazerat zubereiten; klassisch ist auch der Kaltauszug mit Wein. Erwärmung über 40°C sollte man hingegen vermeiden, weil sonst die wertvollen Inhaltsstoffe denaturieren. Für die Krebstherapie werden Mistelextrakte gespritzt.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Maßnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.