Der katalanische Arzt, Pharmazeut und Hochschullehrer brachte im 13. Jahrhundert Innovationen in die Traditionelle Europäische Medizin ein, die bis heute Bestand haben: Tinktur und Süßwein-Tinktur.
Leibarzt von Königen und Päpsten
Arnald von Villanova (1235 – 1311) war ein katalanischer Arzt und Pharmazeut. Die Grundlagen seiner Bildung erwarb er sich an einer Schule der Dominikaner. Danach wechselte er an die französische Universität Montpellier und studierte Medizin; ab 1291 wirkte er an der Fakultät als Professor. Daneben hatte er aber auch wichtige Privatpatienten: die Könige von Aragon und mehrere Päpste. Im Jahr 1309 wurde er Leibarzt des sizilianischen Königs Friedrich II. Auf einer Dienstreise unterwegs erlitt er 1311 Schiffbruch und kam ums Leben.
Tinkturen: Innovationsschub für die TEM
Arnald von Villanova war die entscheidende Autorität, die Destillation von Wein zu Weingeist technisch vorwärtszubringen und dem Alkohol in der abendländischen Medizin eine ganz neue Bedeutung zuzuweisen: Die Destillationstechnik wurde von den Arabern über mehrere Jahrhunderte systematisch vervollkommnet. Arnald kam nun aber auf die völlig neue Idee, den Weingeist (von ihm als Aqua Vini und Aqua Vitae bezeichnet) für die Herstellung von stabilen, haltbaren und gut zu dosierenden alkoholischen Extrakten aus Heilpflanzen breit zu nutzen. Diese erfolgreiche Neuerung des 13. Jahrhunderts ist ein Spezifikum der TEM, während in der TCM oder im Ayurveda diese galenische Zubereitung ungebräuchlich ist.
Arnald von Villanova gilt zudem als Erfinder des „Vin Doux Naturel“: Dahinter verbirgt sich ein Wein, beim dem die Gärung durch Zugabe von Weingeist zum Stillstand gebracht und das Produkt gleichzeitig aufgespritet wird, wodurch der Wein besonders lange haltbar wird. Mit dieser Methode bescherte Arnald der TEM im Süßwein eine zweite Ausgangssubstanz zur Herstellung von Tinkturen. Wer selbst eine derartige Süßweintinktur ausprobieren möchte, greift am Besten zu Madeira.
Obgleich Arnald von Villanova also definitiv ein „chemischer Experte“ war, verhielt er sich gegenüber der Alchemie einiger Kollegen ziemlich kritisch. Diese Haltung bewahrte ihn jedoch nicht davor – Treppenwitz der Geschichte –, dass Alchemisten seinen berühmten Namen zu Marketingzwecken nutzen: Weil sein Name so bekannt war, haben unbekannte Alchemisten über Jahrhunderte ihre Schriften gerne unter seinem Namen herausgegeben, um die Umsatzzahlen etwas zu frisieren.
InstiTEM-Tipp:
Beim geblockten Wochenseminar TEM-kompakt in Bad Kreuzen Ende Juni / Anfang Juli lernen wir praktisch die historische Gleichstand-Plus-Methode, durch die man Tinkturen ohne Waage herstellen kann.